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Selbstbildnis zum 111. Geburtstag und Streifzüge von Carl Lohse
Der Maler Rosso H. Majores wäre in diesem Jahr 111 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet ihm die Carl-Lohse-Galerie in Bischofswerda eine Ausstellung, die am 26. August öffnet. Parallel dazu wird erstmals die neue Dauerausstellung zu Carl Lohse mit dem Titel „Streifzüge“ zu sehen sein. In dieser werden vor allem Zeichnungen des bedeutenden Vertreters des Spätexpressionismus gezeigt, teilt die Stadt mit.
Rosso H. Majores hätte seinen Geburtstag am 7. April gefeiert. Er arbeitete nicht nur als Maler und Grafiker, sondern auch als Kunstpädagoge. Rosso H. Majores war kein Bischofswerdaer, heißt es in der Mitteilung. Weder war er hier geboren oder aufgewachsen, noch verbrachte er deutlich viel Lebenszeit in der Stadt. Allein zum Lehren kam er ab 1952 regelmäßig und über viele Jahre hinweg nach Bischofswerda. Als Leiter des Mal- und Zeichenzirkels im Kulturhaus hat er einen unschätzbar großen Anteil am künstlerischen Schaffen in der Stadt. Unter seinen Schülern reihen sich bekannte Bischofswerdaer Namen wie Siegfried Hedusch, Hellmuth Tischer, Johannes Haase, Bernd Warnatzsch, Falk Nützsche, Rolf Werstler, Knut van der Vinzburg und Jens Hackel ein. Ein Teil seines Nachlasses ging als Schenkung in den Besitz der Stadt über. Insgesamt umfasst sein Werk etwa 230 Ölgemälde sowie 2.100 Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Monotypien. Die Jubiläumsausstellung zum 111. Geburtstag ist bis zum 16. Oktober in der Carl-Lohse-Galerie zu sehen.
Dass Carl Lohse eng mit der Stadt verbunden war, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er in Bischofswerda. Fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod – 1990 – gründete sich in der Stadt die „Interessengemeinschaft Carl Lohse“. Mit deren Hilfe wurde gegenüber dem ehemaligen Wohnhaus und Atelier des Malers – im heutigen sogenannten Bischofssitz – 1993 eine Galerie ihm zu Ehren eingerichtet. Ein Großteil seines Nachlasses ging als Schenkung in den Besitz der Stadt über. Eine Auswahl dieser Arbeiten ist in der ständigen Ausstellung zu sehen.
Die Stadt schreibt über den Künstler: Der gebürtige Hamburger Carl Lohse (1895-1965) kam nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf Einladung des Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit erstmals nach Bischofswerda. Im Hause des Kolonialwarengroßhändlers Alfred Scheumann, dessen Tochter Johanna Lohse 1925 auch heiratete, fand der junge Maler ideale Arbeitsbedingungen. Im Kreise der Dresdner Künstlerfreunde, darunter Erich Ponto, Ludwig Renn, Hildebrand Gurlitt, Erna Lincke und Hans Christoph, die im Scheumannschen Haus ein- und ausgingen, fühlte er sich respektiert und in seinem expressionistischen Schaffen bestärkt. In der Folge entstand sein starkfarbiges Frühwerk, das heute zu den bedeutendsten Schöpfungen des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg zählt. Ausstellungen in den Dresdner Galerien Arnold (1920) und Richter (1921) wurden von der Kritik gelobt, sie brachten jedoch nicht die erhofften Verkaufserfolge, was Lohse zwang, für einige Jahre nach Hamburg zurückzukehren. 1929 zog er mit seiner Frau endgültig nach Bischofswerda; in das Haus seines Schwiegervaters, in dessen Kolonialwarengroßhandel er auch mitarbeitete. Aber das Malen bestimmte weiter seine Freizeit. Die zweite Schaffensperiode, die bis 1939 anhielt, ist durch einen realistischeren Gebrauch der Farben gekennzeichnet. Sein Spätwerk besticht schließlich durch bedeutende Porträts und Landschaften. Zu Lebzeiten blieb Carl Lohse nur wenig künstlerische Anerkennung vergönnt, vor allem von den vorherrschenden Regimen – zunächst dem faschistischen, später dem der DDR – wurde er diffamiert und angefeindet. Aber der „kompromissunfähige“ Lohse ging seinen künstlerischen Weg unbeirrt weiter. (st) 26. August 2022
Carl-Lohse-Galerie Bischofswerda, Dresdener Straße 1, 01877 Bischofswerda, Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag: 13–18.Uhr, Freitag: 10–14 Uhr, Sonntag: 14–17 Uhr
Von Irrlichtern, Riesen und der Mittagsfrau
Viele Lausitzer sind mit ihnen aufgewachsen, den "Sagen aus Heide und Spreewald." Das Buch ist beim Domowina-Verlag in Bautzen 2018 bereits in der neunten Auflage erschienen. Die schönsten Sagen aus der Lausitzer Heide und dem Spreewald erzählen von Irrlichtern, der Mittagsfrau, den Lutken und vielen anderen Gestalten, die einst in Feld und Wald und am Wasser ihr Unwesen trieben, teilt der Verlag dazu mit. Außerdem: Die vorliegende Sagensammlung führt den Leser territorial und historisch in das Gebiet der Niederlausitz zwischen Elbe und Oder sowie Spree und Neiße, wobei der Spreewald die Kernlandschaft bildet. Mit einem Nachwort von Erich Schneider und einem Quellenverzeichnis versehen, bereitet das Buch nicht nur Lesefreude, sondern zeigt auch den kulturgeschichtlichen Wert der Sagen auf.
"Sagen der Lausitz" ist ein weiteres Buch aus dem Verlag mit Illustrationen von Martin Nowak-Neumann. Überliefertes aus vergangenen Zeiten, in Sagen geheimnisvoll erzählt, wird immer wieder gern gelesen. Hundert Sagen um Riesen und Zwerge, Wassermann und Mittagsfrau, Drachen und Irrlichter vom Spreewald bis zum Oybin sind in diesem Buch, seit 1962 nun schon in 17. Auflage, Diese Auswahl Lausitzer Sagen erlangte ihre Beliebtheit auch durch die Illustrationen des sorbischen Malers Martin Nowak-Neumann (1900–1990), dessen Schaffen mit der Sagen- und Märchenwelt eng verbunden war. Zu den Sagen gehören "Die Riesen und der Dubringer Berg", "Der Feuersegen zu Bautzen", "Das Aschenweib zu Zittau", "Der Goldkeller auf dem Löbauer Berg", "Die Schatzgeister im Protschenberg bei Bautzen", "Die Lutken bei Hoyerswerda", "Die besiegte Mittagsfrau", "Der Miltitzer Frosch", "Der Wassermann in der Schwarzen Elster", "Der schwarze Kater aus Neschwitz", "Die Wunderblume auf dem Löbauer Berg", "Der gespenstige Glöckner zu Zittau" und natürlich "Krabat". (st) 26. August 2022
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