Aktuelles
Bautzener fotografiert die Lausitz über Jahrzehnte
Frauen in Kittelschürze, das war typisch für die DDR. Auf den Dörfern gehörte oft noch das Kopftuch dazu. Der Bautzener Fotograf Jürgen Matschie hat eine solche Szene festgehalten, zwei Frauen und ein Hund auf einer Bank. Das Titelfoto seines neuen Bildbandes beeindruckt schon mal. Der Inhalt wird auch gelobt: »… die Fotografien von Jürgen Matschie ragen heraus aus der Flut der Bilder; nicht durch ihre Größe, sondern durch ihre Tiefe.« ist ein Zitat von Professor Bernd Lindner aus Leipzig aus dem Vorwort. Das Buch erschien beim Mitteldeutschen Verlag in Halle an der Saale unter dem Titel "Tief im Osten. Die Lausitz im Wandel 1976–2020".
Die Lausitz war in der DDR eine Grenzregion, schreibt der Verlag. Mit der Ausweitung der EU gen Osten sei sie in die Mitte Europas gerückt, innerhalb des wiedervereinten Deutschlands aber dennoch Randgebiet geblieben. Der Bildband zeigt Fotografien aus viereinhalb Jahrzehnten. Er entfaltet ein historisches Panorama, das von der besonderen »Handschrift« des Fotografen ebenso geprägt ist wie sein Verankertsein in die besten Traditionen der sozialdokumentarischen Fotografie Ostdeutschlands, heißt es weiter. Und: Jürgen Matschie betont mit seinen Bildern durchaus die Eigenheit der zweisprachigen Region, zugleich geht es ihm aber darum zu zeigen, dass in der Lausitz vieles nicht anders (verlaufen) ist als in anderen Landesteilen Ostdeutschlands. Dabei gewinnen Matschies Fotografien ihre Wirkkraft vor allem auch daraus, dass sie nichts beschönigen, sondern unverstellt zeigen, was ist und war.
Mit den Bildern setzt sich Matschie mit den Veränderungen in der Ober- und Niederlausitz im Laufe seines gesamten fotografischen Schaffens auseinander. Die überwiegende Anzahl der Fotos ist in seinem Lebens- und Arbeitsumfeld, also im sorbisch/wendischen Milieu, entstanden, informiert der Fotograf. Das Titelbild des Buches hat er in Grötsch/Groźišćo 1985, dem Dorf an der Grubenkante des Tagebaues Jänschwalde, aufgenommen. In dem Band sind als Referenz an die Besonderheit der Lausitz alle Orte zweisprachig ausgewiesen, schreibt Matschie. (st) 15. Dezember 2020
Jürgen Matschie; Tief im Osten. Die Lausitz im Wandel 1976–2020, Bildband mit Vorwort von Bernd Lindner, 160 S., geb., 220 × 260 mm, s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-96311-403-8, 25 Euro
Schöne Begegnung in Großröhrsdorf
Er könnte glatt als Weihnachtsmann durchgehen, der ältere Herr auf dem Bild von Jens Pollak. Er beeindruckt aber auch so den Betrachter. Der Maler hat einen ganz eigenen Stil entwickelt und zeigt seine Bilder noch bis zum Jahresende in der Robert Philipp Buchhandlung in Großröhrsdorf. Das hat einerseits den Vorteil, dass die Kunst anders als in den gerade geschlossenen Museen an den Geschäftstagen betrachtet werden kann. Andererseits ist die Buchhandlung immer einen Besuch wert, sie ist liebevoll gestaltet nicht nur mit Literatur, sondern auch mit anderen Zugaben wie Keramik und Spielzeug. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, wird dort sicher etwas finden.
Jens Pollak zeigt seine Bilder "ganz im gewohnten, leicht provokanten, manchmal frivolen, amüsanten, farbintensiven, unakademischen, lockeren, popartigen Stil", hat die Art Factory Flox, die Kunst-Fabrik in Kirschau, vor einem Jahr geschrieben, als er dort ausstellte. Er malt geheimnisvolle Frauen, mystische Wesen und Prominente wie Keith Richards von den Rolling Stones und andere ältere Männer mit Zigarette. Damals lief es unter dem Titel "need a new drug?" Brauchen die Porträtierten eine neue Droge? Oder stellte er sich selbst die Frage? Vielleicht wird Kunst die neue Droge. Für den Oberlausitzer ist die Malerei noch ein Hobby, aber er hat schon zahlreiche Fans. Zur Eröffnung seiner Ausstellung gab es eine große Party mit Trommlern und DJ. Die Kunst-Fabrik war prall gefüllt mit Besuchern und manches Werk fand schon an dem Abend einen Käufer.
Adventsbüchlein von einer Bautzenerin erschienen
»Fräulein Schmollbraten feiert Advent« heißt ein Buch für Kinder von Měrka Mětowa aus Bautzen, das gerade im Butze Verlag in Schleswig-Holstein erschienen ist. Es ist ein Titel aus der Lesereihe »Das Adventsbüchlein« und funktioniert wie ein Adventskalender zum Lesen und Vorlesen. Mit dieser Geschichte richtet sich die sorbische Autorin an Leser ab sechs Jahre. Über den Inhalt schreibt sie: Liska kann großartig schmollen. Erst recht jetzt, wo ihre liebste Tante mit den lustigen Rapunzel-Haaren (ćeta Hanka) plötzlich eine neue Partnerin hat. Sie heißt Auguste. Und trotz ihres roten Nikolausmantels hat sie es erst gar nicht so leicht mit »Fräulein Schmollbraten«.
"Erst suchen, dann lesen!" heißt es. Dieses Büchlein besteht aus 24 Kapiteln, die wahllos aneinandergereiht sind. Bei dieser Adventsgeschichte verhält es sich ähnlich wie bei einem Adventskalender mit Schokolade: Begib dich am ersten Dezember auf die Suche nach der 1 auf der Vorderseite dieses Büchleins. Nun merkst du dir das Motiv, das an der Zahl angebracht ist und suchst dieses im Buchinneren. Jedes neue Kapitel beginnt mit einem solchen Symbol. Um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht, folge Tag für Tag den Motiven.
Das Adventsbüchlein ist auch für Kinder geeignet, die nicht Sorbisch können, teilt der Verlag mit. Es ermögliche eine erste Begegnung mit der sorbischen Sprache und die Gelegenheit, einige sorbische Begriffe kennenzulernen. »Fräulein Schmollbraten feiert Advent« kostet 6,95 Euro und ist im Buchhandel, über das Internet und in der Bautzener Smoler`schen Verlagsbuchhandlung erhältlich. (st) 5. November 2020
Měrka Mětowa, „Fräulein Schmollbraten feiert Advent“, 52 S., Vignetten, Softcover, Butze Verlag Uetersen, ISBN 978-3-940611-68-0, 6,95 €
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